Referate und Vorträge unterschiedlicher Dauer und Zielsetzung sind schon lange Bestandteil des Schulalltags. Dabei ist der Ablauf eines solchen Referats meist relativ ähnlich und das Ergebnis nicht in allen Fällen für den Vortragenden oder die Zuhörer gewinnbringend und/oder erfreulich.
Die Vorteile von Erklärvideos gegenüber einem Vortrag
Die Erstellung eines Erklärvideos ist eine interessante Alternative zum klassischen Referat. Generell eignen sich die meisten Themen für ein solches Video, die man auch im Rahmen eines Referats behandeln könnte.
Aus unserer Sicht bringt die Anfertigung eines Videos dabei einige Vorteile mit sich:
- Durch die, durch die Vorgabe des Lehrers beschränkte Dauer eines Erklärvideos, konzentrieren sich Schüler auf die effektive Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit und auf das inhaltlich Wesentliche. Dafür müssen sich die Schüler intensiv mit einer sinnvollen didaktischen Aufbereitung des Themas beschäftigen.
- Im Vergleich zu einem Referat hört und sieht sich ein Schüler während des Entstehungsprozesses selbst beim Erklären eines Sachverhalts. Dadurch werden Aspekte wie Gestik, Mimik und die saubere Aussprache, genauso wie die Qualität der didaktischen Erklärung für den Schüler unmittelbar sichtbar. Dies führt automatisch zu einem Reflektionsprozess, eventuell einem damit verbunden Neudreh der Szene und damit wahrscheinlich einer Verbesserung der Präsentationskompetenz.
- Aufwändige Grafiken, plastische Modelle oder feingliedrige Objekte können in angemessener Größe gezeigt und erklärt werden.
- Ein Video kann viel leichter und für den Schüler nachvollziehbarer beurteilt werden, als dies bei einem Referat der Fall ist.
- Befinden sich kleine Fehler im Video, bzw. wurde etwas nicht ausreichend oder verständlich genug erklärt, kann man das Video verbessern oder ergänzen. Dies trägt zu einem offenen Umgang mit Fehlern bei und ermöglicht dem Lehrer das Produkt nach einer Korrektur erneut zu bewerten und das Engagement bzw. den Willen der Schüler besser zu werden, positiv zu honorieren.
- Ist ein Video gut und bringt es seinem Zuschauer einen Wissenzuwachs, dann kann es – vorausgesetzt der Schüler ist einverstanden – auch als Informationsquelle für die anderen Schüler in unterschiedlichen Einsatzszenarien genutzt werden.
Beispielfotos aus einigen Schülervideos von uns
Schritt für Schritt zum Schüler-Erklärvideo
Damit man diese Vorteile auch wirklich nutzen kann, sind einige Punkte zu beachten, damit die Schüler ohne große Startschwierigkeiten mit der Erstellung ihres Videos beginnen können.
Zunächst sollte der technische Kenntnisstand der Schüler geklärt werden. Es macht wenig Sinn, wenn technisch weniger versierte Schüler ein aufwändiges Video über Screen-Capturing erstellen und dann am Ende die technischen Hürden den Inhalt in den Hintergrund rücken lassen. In dem Fall wäre vielleicht ein Legevideo oder das Abfilmen einer analogen Präsentation (Tafel, Flipchart oder Papier) sinnvoller.
Auch sollten die Schüler nicht ohne weiteres einfach losdrehen, sondern einige Details im Vorfeld planen und mit der Lehrkraft abklären. Zur besseren Koordination der Vorplanung erhalten unsere Schüler nach Wahl eines Themas das folgende Arbeitsblatt.
Darauf gibt es neben einigen ersten Tipps für gute Videoaufnahmen vor allem eine terminliche Übersicht, wann welche Bestandteile des Videos vorliegen bzw. mit der Lehrkraft besprochen werden sollen. Im Folgenden finden Sie einige Erläuterungen zu den darin aufgeführten Schritten.
- Die Gliederung entspricht in Art und Umfang der gleichen Übersicht die bei der Vorbereitung eines Referats entsteht. Hier geht es darum zu klären, welche Themen Bestandteil des Videos werden, wo Schwerpunkte liegen sollen und ob es Teilbereiche des Themas gibt, die weniger von Bedeutung sind. Spätestens bei der Besprechung der Gliederung sollte auch final festgelegt werden, in welcher technischen Form das Video angelegt wird.
- Das Storyboard soll einen groben Eindruck vermitteln, wie das fertige Video einmal aussehen wird. In den meisten Fällen fertigen die Schüler dieses handschriftlich an. Dabei sollen die zentralen Stellen des Videos so dargestellt werden, wie sie später aussehen sollen, ergänzt durch Skizzen, den dabei geplanten gesprochenen Text und Anmerkungen zu Einblendungen oder Animationen im späteren Film. Ziel ist es einen Eindruck zu gewinnen, ob die generelle Ausrichtung des Videos didaktisch und inhaltlich Sinn ergibt und ob die zuvor vereinbarten Schwerpunkte entsprechend umgesetzt werden.
- Die Vorlage des fertigen Materials vor dem eigentlichen Dreh des Videos ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll und empfehlenswert. Zum Einen können so zentrale Fehler und Unstimmigkeiten im Aufbau des Videos, noch vor dem Dreh und damit zu einem Zeitpunkt an dem Änderungen noch leicht möglich sind, erkannt und korrigiert werden. Zum anderen „zwingt“ es die Schüler dazu, alles relevante Material vor dem Dreh vorliegen zu haben und verhindert, dass die Inhalte neben den technischen Anforderungen des Videodrehs an Bedeutung verlieren.
- Das fertig abgedrehte Video sollte zunächst von der Lehrkraft angesehen und bewertet werden. Dabei sollten zentrale Punkte (positiv wie negativ) notiert und um die entsprechende Stelle im Video (Minuten- und Sekundenangabe) ergänzt werden. Dadurch kann man in einer anschließenden Besprechung mit dem Schüler die Benotung des Videos konkret an Beispielen begründen und diese auch konkret zusammen durchsprechen. Es ist für Schüler viel leichter eine Begründung nachzuvollziehen, wenn das eigene Auftreten nochmal betrachtet und kritisch analysiert werden kann.
Einige Gedanken zur Benotung
Wie viele von Schülern im Unterrichtsalltag erstellte Produkte wird sich auch ein Erklärvideo in vielen Fällen einer Benotung durch die Lehrkraft nicht entziehen können. Dass der Bewertungsvorgang sehr transparent sein kann und mit der Möglichkeit, durch eine Korrektur des Videos, die Note zu verbessern, eine neue Fehlerkultur gelebt wird, wurde oben schon erläutert. Wichtig ist aber auch, den Schülern von Anfang an aufzuzeigen, welche Schwerpunkte bei der Benotung eine Rolle spielen. Mögliche Aspekte können sein:
- Inhaltliche Richtigkeit
- Didaktischer Aufbau
- Zielgruppen orientierter Erklärstil
- Technische Umsetzung
- Kreativität
- Einhaltung zeitlicher Vorgaben
Welche Kriterien eine Rolle spielen und in welcher Gewichtung man diese anwendet, ist jedem selbst überlassen und hängt natürlich auch mit dem Thema des Videos, den Vorkenntnissen der Schüler und den speziellen Anforderungen des jeweiligen Fachs zusammen.
Art und Umfang der Rückmeldungen an die Schüler
Der oben beschriebene Ablauf enthält einige Stellen, in denen die Schüler aktuelle Arbeitsfortschritte vorstellen und von der Lehrkraft Feedback erhalten. Diese können persönlich erfolgen, allerdings wissen wir aus Erfahrung, dass solche Besprechungen aus zeitlichen Gründen im Schulalltag oft nicht zufriedenstellend durchgeführt werden können. Hier bietet es sich auch an, das Medium Video zu wählen, um den Schülern kurze Rückmeldungen zu ihrem Material geben zu können. Ein einfaches Setting bestehend aus einem Smartphone auf einem zum Stativ umfunktionierten Bücherstapel, mit dem das Blatt des Schülers und die Erläuterungen der Lehrkraft (Stimme, Hände, schriftliche Anmerkungen) abgefilmt werden, liefert in kurzer Zeit brauchbare Ergebnisse, die eine deutlich effektivere Rückmeldung darstellen, als z.B. eine E-Mail oder eine hektische Besprechung am Ende der Stunde.
Umgang mit fertigen Videos
Für unsere Schüler stellt es häufig eine große Ehre da, wenn ihre Videos nicht nur für eine reine Benotung der Lehrkraft, sondern auch wirklich als Produkt für den Unterricht erstellt werden. Hier sollte man aber zuvor in Ruhe mit den Schülern geklärt haben, ob eine Verwendung innerhalb des Unterrichts der eigenen Klasse überhaupt in Frage kommt. Lehnt ein Schüler dies kategorisch ab, ist das auch in Ordnung. Der Zuwachs an Erfahrungen durch die Erstellung eines solchen Videos wird dadurch nicht geschmälert. Wenn es in irgendeiner Form zu einer Veröffentlichung des Videos kommen soll (Homepage der Schule, eigener Server oder z.B. YouTube) muss auf jeden Fall die Erlaubnis der Eltern eingeholt werden und eine entsprechende schriftliche Genehmigung vorliegen.
Fazit
Schüler-Erklärvideos sind eine spannende Alternative zu einem klassischem Referat und bringen viele Vorteile mit sich. Eine gute Vorplanung und kontinuierliches Feedback bei der Erstellung sind aber sehr sinnvoll und in den meisten Fällen auch notwendig.