Einige denken bei der Methode „Flipped Classroom“ automatisch sofort an Erklärvideos. Die Methode selbst hat aber eigentlich zunächst gar nichts mit Erklärvideos zu tun. Es geht im Kern nämlich um etwas ganz anders.
Das Grundprinzip
Das Konzept „Flipped Classroom“ haben wir in einem anderen Artikel ausführlich vorgestellt. Kurz zusammengefasst: Traditioneller Unterricht hat oft lange zentrale Erklärungsphasen oder Erarbeitungsphasen. Oft dauern diese länger als gedacht, so dass man nicht genug Zeit im Unterricht hat, um sich um die individuellen Probleme der Schüler zu kümmern. Und Probleme treten zwangsweise auf, wenn Schüler neu Erlerntes in Übungen und Problemstellungen anwenden sollen. Deswegen fehlen oft notwendige Übungen oder werden in die Hausaufgabenphase ausgelagert. Dort haben viele Schüler aber häufig Schwierigkeiten diese zufriedenstellend zu bewältigen. Die dabei entstehenden Probleme muss man in der nächsten Unterrichtsstunde auffangen, wodurch schon allein durch die Hausaufgabenbesprechung, wieder viel Zeit in Anspruch genommen wird und man erneut nur einem kleinen Teil der Klasse gerecht werden kann. Überspitzt könnte man sagen, man gerät schnell in eine Art Teufelskreis.
Bei den eben beschriebenen Problemen kann man durch die Methode des „Flipped Classroom“ eine Verbesserung bewirken. Wenn man sich etwas aus dem Fenster lehnt, könnte man daher Flipped Classroom auch als eine Art Frontalunterricht 2.0 bezeichnen. Der Schüler eignet sich außerhalb des Unterrichts (zu Hause oder in freien Lernphasen in der Schule) in seinem eigenen Tempo die theoretischen und praktischen Grundlagen eines neuen Themas an. Anschließend wird im Unterricht mit verschiedenen Methoden und Aufgabenstellungen differenziert geübt, das Gelernte vertieft und weiterführende Zusammenhänge erarbeitet. Dadurch hat man mehr Zeit für die individuellen Probleme der Schüler. Man holt die Probleme in den Unterricht, wo man als Lehrer und Experte immer direkt helfen kann.
Der Input
Die Frage ist jetzt, in welcher Form der Input zu Hause erfolgt. Er kann mithilfe eines Erklärvideos erfolgen, dass der Schüler außerhalb des Unterrichts (zu Hause oder in freien Lernphasen in der Schule) in seinem eigenen Tempor bearbeitet. Genauso ist es aber auch möglich, dass der Schüler eine Seite in einem Buch liest und einen Aufschrieb dazu erstellt, oder ein Arbeitsblatt erarbeitet. Wichtig ist nur, dass der Input einfach genug ist, dass der Schüler keine Probleme hat die Grundlagen zu verstehen und so ohne zu viele Fragen in den Unterricht kommt. An dieser Stelle muss aber gesagt werden, dass natürlich nicht jedes Schulbuch automatisch dafür geeignet ist. Denn der Schüler sollte sich die Grundlagen des neuen Themas mithilfe des vom Lehrer zur Verfügung gestellten Materials, ohne große Schwierigkeiten selbständig erarbeiten können.
Das Arbeitsbuch Mathematik
Eine Möglichkeit des Inputs in Mathematik ist das Mathematik Arbeitsbuch des Ernst Klett Verlags. Dieses Buch deckt in vier Bänden den kompletten Stoff der Oberstufe in Mathematik ab. Direkt vorab: Wir sind die Mitautoren und natürlich deswegen bestimmt nicht ganz objektiv, was die Sichtweise auf dieses Werk angeht. Wir haben allerdings von Anfang an darauf geachtet, dass es für das selbständige Erlernen eines Themas im Rahmen eines „Flipped Classroom“ geeignet ist. Dafür musste es zwei aus unserer Sicht zwei Eigenschaften haben:
EINFACH
- „Schritt für Schritt“
Jeder Lernschritt baut Schritte für Schritt auf dem vorherigen auf.
- Vormachen & Nachmachen
Jeder Lernschritt hat zwei sehr ähnlich Musteraufgaben. Eine wird ausführlich vorgerechnet und eine weitere kann der Schüler direkt daneben nachrechnen.
- KLETT Erklärfilme
Zu vielen Themen gibt es KLETT Erklärfilme, die wie ein Nachhilfelehrer das Thema nochmals erklären.
- Sehr viele Tipps
Zu sehr vielen Aufgaben gibt es Tipps auf derselben Seite. Um diese zu lesen braucht man nur das Heft umdrehen. 😉
AUSFÜHRLICH
- KMK-Standards
Die 4 Bände erfüllen die KMK-Standards der Oberstufe in Mathematik.
- Wiederholung wichtiger Grundlagen
Die wichtigsten Grundlagen aus der Sekundarstufe 1 werden in einem separaten Kapitel zu Beginn,
sowie an passenden Stellen direkt am Anfang der Lernschritte wiederholt.
- Aufgaben in drei Niveaus
Zu jedem Thema gibt es eine Vielzahl Aufgaben in drei verschiedenen Niveaustufen.
- Ausführliche Lösungen
Der Lösungsweg aller Aufgaben wird Schritt für Schritt vorgestellt.
FAZIT
Die erste Seite und die leichten Aufgabe jedes Lernschrittes kann der Schüler ohne größere Probleme selbständig bearbeiten. Dies kann der Schüler außerhalb des Unterrichts tun und damit mit bereits grundlegenden Kenntnissen über das neue Thema in den Unterricht kommen. Im Unterricht beantwortet der Lehrer dann am Anfang alle offenen Fragen und lässt die Schüler mithilfe der mittleren und schweren Aufgaben (oder anderen zusätzlichen Aufgaben) üben. Der Lehrer kann dann den Schülern individuell bei Problemen helfen und Feedback geben.
Also:
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Bring dir die Grundlagen eines Themas selbständig bei.
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Übe danach das Thema mit passenden Aufgaben.
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Frage bei Problemen einen Experten.
Das ist in Kurzform die Methode des FLIPPED CLASSROOM.